Sabbat & „Tag des Herrn“?

Warum feiern die Adventisten nur den Sabbat und nicht auch den „Tag des Herrn“?

Wenn wir ein biblisches Mandat dazu hätten, würden wir es auch tun. Der Ausdruck „Tag des Herrn“ kommt im Neuen Testament nur einmal vor, nämlich im Buch der Offenbarung, Kap. 1, Vers 10. Hier wird er nicht als Tag der Auferstehung genannt, nicht als Versammlungstag, sondern lediglich als Tag, an dem Johannes eine Vision bekam. Dieser Begriff als eine Bezeichnung für den Sonntag oder den Tag der Auferstehung, finden wir nicht in der Urgemeinde. Erst viel später hat man diese Verbindung gemacht.

Der Sonntag wurde als Ruhetag von Kaiser Konstantin der Gr. 321, als Tag der ehrwürdigen Sonne eingeführt. Er war zu dieser Zeit noch kein Christ. Er wurde erst kurz vor seinem Tod (337) getauft. Der Sonntag ist nach der christlichen Tradition nach und nach eingeführt worden und durch kirchliche und staatliche Gesetzgebung befestigt worden.[1] In einer separaten Mail schicke ich ihnen das Inhaltsverzeichnis. Dort können sie entnehmen, wie ich das Thema behandle und vor allem welche Texte ich aus dem NT kommentiere. Auch z.B. den Text aus Offenb. 1,10 (Tag des Herrn).

Leider hat die kirchliche Tradition, besonders die von Rom ausging, aber auch die östlichen Kirchen, viele Irrlehren in die Kirche eingeführt. Deshalb war die Reformation notwendig. Leider wurde die Reformation nicht zu Ende geführt. Deshalb gab es immer wieder Bewegungen, die das Christentum wieder zur Schrift (Bibel) zurückführen wollte und will.[2]

Die Waldenser waren eine mittelalterliche Reformationsbewegung vor der Reformation, die die Kirche von Rom sehr stark kritisierte und reformieren wollte. Deshalb wurden sie sehr intensiv verfolgt. Man versuchte sie auszurotten. Sie überlebten und ein kleiner Rest lebt heute noch in einigen italienischen Alpentäler mit Ausgangspunkt von Torre Pelice. Im dritten Kapitel des Buches „Waldenser – Märtyrer des Glaubens“[3] liste und bespreche ich über 20 Irrlehren, die durch die kirchliche Tradition in die Kirche eingeführt wurden und von den Waldensern reformiert werden sollten.

Zurück zur Frage nach dem „Herrentag“, der in dem Jahr, in dem Jesus starb, auf einen Sonntag viel. Hier muss man beachten, dass Ostern oder besser das Passah Fest, nicht auf einen bestimmten Wochentag viel, sondern auf ein bestimmtes Datum im Jahr, nämlich den 14. Nisan, d.h. den 14. Tag des ersten Monats des jüdisch religiösen Kalenders. Wie unsere Geburtstage, also Wochentage, sich von Jahr zu Jahr verändern, so auch das Passah Fest im AT. Wenn Jesus also ein Jahr später oder früher gestorben wäre, würde der Auferstehungstag nicht auf einen „Sonnentag“ fallen, sondern an einem Montag oder einen Samstag, was ja Sabbat bedeutet. Nun glaube ich nicht, dass es zufällig war, dass Jesus am Freitag gekreuzigt wurde, am Sabbat im Grabe ruhte und am ersten Tag der Woche, früh morgens, auferstanden ist. Hier wiederholt sich die Schöpfungswoche. In sechs Tagen, so lesen wir am Anfang der Bibel, schuf Gott Himmel und Erde und ruhte am siebenten Tag. Derselbe dreieinige Gott, der am Anfang die Welt schuf, hat für uns alles getan, was für unsere Erlösung notwendig war. Die letzte Woche, die Leidens- oder Passionswoche, endete mit Christi Tod am Kreuz, dann konnte er den Sabbat über im Grab ruhen, wie Gott am Anfang geruht hatte, nach sechs Tagen Arbeit, um dann am ersten Tag der Woche aufzuerstehen. Wenn wir die letzten Begebenheiten von Jesu Leben in den Evangelien lesen, ist der Sabbat der Umdrehpunkt in den Berichten.[4]

Autor: Dr. theol. Richard Müller (http://www.luxlucet.dk/). Infos über Dr. Müller finden Sie hier.


[1] Siehe Richard Müller, Die vergessene Zeit. Ein kleines Buch über die große Bedeutung des Ruhetages, Daugaard 2018 (Lux Lucet Publishing, 2. rev. Auflage).

[2] Siehe auch: Richard Müller, Waldenser – Märtyrer des Glaubens, Daugaard 2021 (Lux Lucet Publishing).

[3] Richard Müller, Waldenser – Märtyrer des Glaubens, S. 31-48.

[4] Siehe Richard Müller, Die vergessene Zeit, Daugaard 2018, S. 115 -117.


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