Kirchenjahr

Warum halten Adventisten nicht Weihnachten und Ostern heilig oder folgen dem Kirchenjahr?

Viele Adventisten feiern Weihnachten und Ostern und Pfingsten als Festtage, aber nicht als offizielle heilige Tage. Viele Gemeinden haben besondere Gottesdienst z.B. zu Weihnachten, sie haben sogar einen Weihnachtsbaum in der Kirche. Unsere Mitglieder und Gemeinden sind nicht von oben gesteuert. Jeder hat seine Freiheit, wie er das Jahr und sein Leben gestalten möchte. Dies gilt auch für die lokalen Gemeinden, die recht unabhängig sind und verschiedene Veranstaltungen haben.

Wenn man es nicht offiziell anordnet, so hat man dazu natürlich einige Gründe. Jesu Geburtstag und sogar Monat ist nicht in der Bibel angegeben. Wie können wir als Freikirche dann ein offizielles Datum geben? Und welches Datum hätten wir wählen sollen?

Der 21. Dezember – der tiefste Punkt der Dunkelheit, die Tage werden wieder länger. Der 25. Dezember – dies soli invicti nati (die Geburt der unbesiegbaren Sonne), Also der römisch-heidnische Feiertag, der nach der kirchlichen Tradition christianisiert wurde – ohne Schriftbeleg. Auch wenn ein guter Gedanke dahintersteht – nämlich, dass Christus, das wahre Licht und die wahre Sonne, zu uns Menschen kam.

6. Januar – Das orthodoxe Weihnachtsfest, 7. Januar – Das koptische Weihnachtsfest. Viele Adventisten feiern Geburtstage und andere Tage des Jahres, und weil viele Menschen durch die Kultur und die Gesellschaft auf die verschiedenen Begebenheiten eingestellt werden, kann der einzelne Christ oder die Gemeinde auch diese Situation ausnutzen, um das entsprechende Evangelium zu verkündigen, ohne dass man daraus etwas offizielles für die ganze Welt anordnet. Wir singen also keine Weihnachtslieder zu Ostern.

Das gleiche gilt für Ostern und Pfingsten, dass ja nach der Bibel 50 Tage nach Ostern fällt.

Auch hier ist es nicht leicht, ein Datum festzusetzen. Wie oben schon erwähnt, fällt das biblisch belegte Passah Fest nicht auf einen bestimmten Wochentag, sondern einem bestimmten Datum im Jahr.

Die kirchliche Tradition, besonders in der westlichen Hälfte des Römer Reiches, wollte sich durch die antijüdischen Tendenzen in der römischen Gesellschaft und auch in der Kirche, absetzen und wählte, dass das Osterfest immer auf den gleichen Tag fällt, nämlich den ersten Tag der Woche. Man legte sich später auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond, nach dem Frühjahrs-Equinox (Frühlingstagundnachtgleiche), dem 20./21. März, wo das Datum von Jahr zu Jahr wechselt, aber der Tag konstant bleibt.

Das verursachte einen gewaltigen Streit im zweiten Jahrhundert – Ost gegen West – wie ich oben schon erwähnte. Doch in Verbindung mit dem ersten Kirchenkonzil 325 n. Chr. einigte man sich auf die westliche Art der Kalkulation. So ging es weiter bis zur Kirchenspaltung zwischen Ost und West im Jahr 1054 n. Chr.

Ausgangspunkt war der sogenannte Julianische Kalender. Diesen folgten die Kirche in Ost und West bis zum Jahr 1582, wo Papst Gregor XIII eine Kalenderänderung vornahm, um das Jahr mit der Saison des Jahres wieder zu harmonisieren. Zehn Tage wurden aus der Kalenderzählung gestrichen, der 5.-14. Oktober. Da die Ostkirchen den Papst nicht als ihr Oberhaupt anerkannten, hielten sie am Julianischen Kalender fest, während man nach und nach in der westlichen Welt, den sogenannten Julianischen-Gregorianischen Kalender einführte. Dieses geschah in den verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeitpunkten.

Es ist also schwierig, von offizieller Seite, einen eindeutigen Zeitpunkt für Ostern festzusetzen. Aber das Wichtigste ist ja, nicht Ostern an einem bestimmten Tag im Jahr zu feiern, sondern Tag für Tag und Woche für Woche sich über Jesu unbeschreibliche Erlösungstat zu freuen, ihm für diese Gnade zu danken und an dieser Gnade Gottes festzuhalten.

Autor: Dr. theol. Richard Müller (http://www.luxlucet.dk/). Infos über Dr. Müller finden Sie hier.


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